Montag, 11. Dezember 2023

Ich habe mir die Ariel-Realverfilmung angeschaut

Die neue Realverfilmung von Disneys "Ariel die kleine Meerjungfrau" wurde schon sehr heiß disskutiert, bevor sie überhaupt in die Kinos kam. Aufgefallen ist der Film mir über den Twitter Hashtag #notmyariel. Ich habe mich sehr lange geweigert mir diesen Film überhaupt anzusehen, da mich der Umgang mit der Kritik bezüglich der Besetzung von Halle Bailey als Ariel sehr wütend gemacht hat. Ich wollte dem Film aber dann doch eine Chance geben. Viele fanden ihn schlecht. Nicht nur wegen der Schauspielerin, sondern auch wegen anderen Dingen. Deswegen habe ich nicht sehr viel  erwartet. Ich fand ihn jetzt nicht so schlecht wie er dargestellt wurde. Aber gut fand ich ihn auch nicht.

Vor allem fiel mir auf, dass sie in der Realverfilmung sehr SEHR viel geändert haben. Vor allem einzelne Handlungsstränge und Szenen wurden geändert und das nicht unbedingt zum Positiven.

Das Konzert am Anfang wurde gestrichen:
Das Konzert am Anfang fand nicht statt. Dieses wurde dazu genutzt, um alle Charaktere, die Meereswelt und ihre Bewohner mit musikalischer Untermahlung einmal vorzustellen. Stattdessen rief König Triton bloß seine Töchter zu sich, nachdem die Schiffszene mit Erik und seiner Besatzung gezeigt wurde. Das Ganze wirkte eher Bedrohlich, anstatt bunt und fröhlich. Ursulas Ansprache danach war dadurch auch ziemlich unlogisch, da sie von einer Zusammenkunft und dann von Festen sprach. Man verstand also nicht den Zusammenhang zwischen Zusammenkünften und Festen. Außerdem ging dadurch die Message ein wenig verloren, dass Atlantika ein Ort der Freude und Musik ist. Im zweiten Teil verbot König Triton ja alle Musik und Ariel und ihre Schwestern sorgten dafür, dass diese wieder erlaubt war. So wurde Sebastian nicht nur Berater des Königs, sondern auch sein Hofkomponist.
Ariel brauchte keinerlei Unterstützung, um nach oben zu schwimmen und Luft zu atmen: Wenn man bedenkt wie tief Unterwasser sie war und das sie das erste Mal überhaupt Beine hatte, fand ich es schon seltsam, dass sie sich alleine und ohne Hilfe retten konnte. Es wäre schöner gewesen, wenn Fabius und Sebastian ihr geholfen hätten.
Ariel wurde nicht vom Prinzen am Strand entdeckt, sondern von einem Fischkutter erfasst:
Im Filmklassiker wird Ariel an den Strand gebracht, wo Erik sie dann findet und mitnimmt. Stattdessen möchte sie an Land schwimmen, wird aber von einem Fischnetz erfasst und an Bord einen Cutters gehievt. Und anstatt die Gestrandete bei sich aufzunehmen oder woanders hinzubringen, brachte der Fischer sie natürlich ins Schloss. Was für mich an dieser Stelle keinen Sinn gemacht hat, sie gerade da abzuladen. Die Szene mit Sebastian und dem Koch wurde übrigens auch gestrichen.
Prinz Erik war plötzlich nur der Adoptivsohn: In der Realverfilmung verunglückte das Schiff, auf dem Erik war und die Königin fand ihn und adoptierte ihn. Dadurch wurde er Prinz dieses Landes. Dieser Fakt und die Inzenierung der Königin trugen aber allgemein nichts zur Geschichte bei und wurde auch nur kurz von den Charakteren selbst angeschnitten. Wenn man sowas schon einbringt, wäre "Show, don´t tell" schon nice gewesen.
Liedtexte wurden verändert, ausgelassen und neue hinzugefügt: Geliebte Lieder wurden so verändert, dass sie dem "heutigen Zeitgeist" einer "unabhängigen Frau" entsprachen. Alleine die deutsche Fassung davon war nicht sehr schön anzuhören und die deutschen Sänger, mal abgesehen von Ariel, hörten sich auch nicht besonders gut an. Zusätzlich wurden neue Lieder hinzugefügt, welche für mich sinnentleert wirkten und den Film nur unnötig in die Länge zogen. Das waren das Lied von Ariel, wie sie das erste Mal als Mensch auf Erik traf. Zu der Zeit hatte sie aber eigentlich keine Stimme mehr. Das Lied von Erik über seine Reiselust. Und zum Schluss das Lied von Scuttle über Klatsch und Tratsch, in dem Scuttle fröhlich Ariel berichtete, dass Erik eine andere heiraten wollte.
Es wurde kräftig bei den Tieren gespart:
Die Szenen beim "Unter dem Meer"-Lied, bei der "Küss sie doch"-Szene und bei der verhinderten Hochzeit waren SEHR Tierleer. Bei der letzten Szene hat Scuttle (im Film weiblich), mit Max alleine Vanessa angegriffen. Bei erstem Lied hat man Tiere mit eingebracht, aber diese waren sehr wenig verhanden und es warem kaum Fische mit dabei. Außerdem schrie alles nach CGI. Man sah halt, dass es nicht echt war. Ich hatte den Einruck, dass die Macher zu faul waren die Meeresbewohner zu animieren und sie deshalb teilweise weggelassen haben oder Szenen deswegen strichen. Die, die man unweigerlich animieren musste, wie Scuttle, Sebastian und Fabius, waren meiner Meinung nach nicht besonders gelungen. Zumal Scuttle keine Seemöve war, sondern ein Tölpel. Und auch Fabius scheint kein Doktorfisch zu sein, sonst sähe er nicht so weiß aus.
Aber die Faulheit zu Effekten zeigte sich auch, als die Szene, in der Triton Ariel in einen Menschen verwandelte und sie zu Prinz Erik lief, ebenfalls gestrichen bzw. umgangen wurde.
Tritons Hass gegen die Menschen wurde extrem aufgebauscht und auch die Menschen schienen das Meervolk zu hassen:
Zum Beispiel hieß es, dass die Menschen absichtlich ihre Schiffe versenken würde, um die Meere zu verschmutzen. Widerrum die Menschen glaubten, dass das Meervolk ihre Schiffe mit Absicht versenken würden. Dadurch entstand eine Feindschaft zwischen beiden Völkern,
Der Sinn der Filmhandlung ging verloren:
Leider ist es Trend geworden, Handlungen von Originalwerken so umzuschreiben, dass die Frau superstark und Unabhängig wird. Was dazu führt, dass die Rolle des männlichen Partes total vernachlässigt wird. Leider auch hier. Im Filmklassiker rettete Erik Ariel vor der bösen Meerhexe, indem er sie tötete. Diese Handlung war wichtig, damit König Triton seine Meinung bezüglich der Menschen änderte und Ariel mit Erik ziehen ließ. In der Realverfilmung war es Ariel, die sie beide rettete. Dadurch ging der Sinn der Handlung irgendwo verloren.
Eine Hochzeit zwischen Ariel und Erik fand auch nicht statt: Statt die Hochzeit zwischen Erik und Ariel zu zeigen, in der Menschen, Tiere und Meeresbewohner anwesend waren und es einen schönen Regenbogen mit Gesang gab, entschied man sich dafür Erik und Ariel verreisen zu lassen. Die Königin erschien, welche die Verbindung zwischen Meervolk und Menschen pries und Erik und Ariel schipperten in einem Miniboot auf ein großes Schiff zu. - Wie romantisch. =,=
Extraszenen beim Kennenlernen: Erik beschließt, dass er ein wenig mehr Zeit mit der stummen Fremden verbringen möchte. Also fahren sie mit der Kutsche in die Stadt, in der Erik Ariel alles zeigt. In der Realverfilmung zeigt Erik Ariel noch seine Sammlungen und sie schauen sich die Sterne an. Es ist zwar sehr schön gemacht, aber auf diese zusätzlichen Szenen hätte man auch verzichten können.
Seltsame Verwandschaftsgrade:
Ursula war plötzlich Tritons schwester, was sie im Originalwerk nicht war. Es würde auch nicht wirklich hinhauen, da sie ein Krake und Triton ein Fisch ist. By the way, ich fand Ursula in der Realverfilmung mehr als Aggressiv und warum musste man die Namen ihrer Aale von Flotsam und Jetsam auf Seeschaum und Meeresschaum ändern? - Naja. Egal.
Zudem wurde mehrmals die Mutter angesprochen und was mit ihr passiert sei. Leider erfuhr man nie, was die Menschen ihr angetan haben. Im Klassiker fand die Mutter erst im zweiten Film Erwähnung. Es ging im ersten Teil eigentlich nur darum, dass Triton die Menschen zu gefährlich fand, um ihnen zu Nahe zu kommen. Dabei wurde der Fischfang ein wenig angeteast. Ich verstehe also nicht, welchen Grund es hatte hier die Mutter mit einzubauen.
Lebt er noch:
Anstatt den Puls zu überprüfen, wie Scuttle es im Filmklassiker getan hat, auch wenn es die falsche Stelle vom Körper war, fing Ariel plötzlich an an Erik herum zu rappeln. - Sehr geschickt. Als er dann doch ein Lebenszeichen von sich gab, sang sie ihm dann das Lied. Hier fehlte eindeutig die Konversation zwischen Ariel, Scuttle und Sebastian.

Ich weiß, dass es nicht gerade einfach ist einen solchen Film zu produzieren wie Ariel. Da muss sehr viel mit Effekten und auch mit computeranimierten Grafiken (CGI) gearbeitet werden. Aber an der Umsetzung fand ich, harperte es gewaltig. Man hat sich nicht wirklich Mühe mit dem Film gegeben. Das was ich da gesehen habe, hätte selbst China besser gemacht. Und die sind noch längst nicht so weit, was CGI angeht, wie der Westen. Selbst Ariels Haare wirkten in manchen Szenen ziemlich CGI. Teilweise hat man auch versucht an den Tieren zu sparen, wodurch die Szenen im Hellen ziemlich karg und kalt wirkten. Bei den Szenen, die im Dunkeln stattfanden, wie in Ariels Grotte, in Ursulas Grotte oder im Kampf gegen Ursula, konnte man kaum etwas sehen. Ariels Grotte wirkte teilweise wie eine dunkle Bühne, die man mit hellen Scheinwerfern augeleuchtet hatte. Ariel machte manchmal echt seltsame Schwimmbewegungen. Zum Beispiel schwamm sie sehr lange auf dem Rücken, nur um sich dann auf einen Felsen nieder zu lassen. Oder sie schwamm in ihrer sitzenden Position nach oben, um dann ihre Position zu ändern. Dadurch wirkte der Film nochmal künstlicher. Das Schauspiel von Halle Bailey fand ich auch nicht besonders herrausragend. Sie wirkte nicht sehr emotional und das was sie so sagte, fand ich auch zum Teil recht seltsam. Beste Antwort von ihr war: "Ich musste einen Mann retten." - fehlt nur noch, dass sie salutierte.

Allerdings gab es drei kleine Dinge, die ich die der Film doch besser gemacht hat als der Klassiker.

1. Die Meerjungfrauenkostüme von Ariel und anderen Meeresbewohnern fand ich viel viel schöner und detaillierter als im Klassiker. Besonders die Schwestern haben mir gefallen.
2. Erik hinterfragte seine Hochzeit mit Vanessa. Im Klassiker war er sehr auf Ariels Stimme fixiert und schien erst ab dem Zeitpunkt Gefühle für sie zu haben, als er Ariel als seine Retterin endlich wiedererkannte. Im Film hinterfragt er allerdings kurz, ob Vanessa wirklich die Richtige für ihn ist und er fragt auch nach Ariel.
3. Ariel ergreift Initiative und entreißt Ursula selbst die Kette. Im Filmklassiker fällt sie ja zu Boden, als Ursula von den Tieren attackiert wird.

Trotzdem. Wenn ich diese Realverfilmung mit Realverfilmungen wie Alladdin vergleiche, muss ich sagen, dass mich dieses Werk mich sehr enttäuscht hat. Es wirkt lieblos dahingeklatscht. Die Zusatzszenen tragen nichts zum Handlungsstrang der Geschichte bei und bekannte und liebgewonnene Lieder und Figuren wurden einfach abgeändert.

~*~

Und um nochmal auf das Thema #notmyariel zurück zu kommen...
Wie gesagt. Ich fand den Umgang mit der Kritik nicht gut. Kritiker als Rassisten abzustempeln hilft niemanden weiter. Ich weiß aber auch nicht, warum Disney sich null Mühe gemacht hat, Bailey ein wenig an das Original anzupassen. Hätte sie so (siehe Bild) ausgesehen, wären wohl keine Beschwerden gekommen:

Ich habe grundsätzlich nichts gegen mehr Diversität in Filmen und Serien oder gegen starke und unabhängige Frauen. Aber dann sollte man sie in neue Geschichten einbringen und nicht alte Werke dafür umschreiben. Weil letzteres sorgt nicht unbedingt für mehr Tolleranz in der Welt.

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